News 08.12.2024

Rettet Kultur den Tourismus?

Davos Kirchner Museum
Die Ablehnung des Erweiterungsbaus des Kirchner Museums in Davos wirft Fragen zur Rolle der Kultur im alpinen Tourismus auf. Die Sendung Südostschweiz Standpunktpunkte zeigt auf, dass sich gerade in solchen Regionen Chancen bieten, Kultur und Tourismus nachhaltig zu verbinden.

Die Diskussionsrunde der Sendung Südostschweiz Standpunkte, moderiert von Olivier Berger, greift ein Zukunftsthema auf: Können kulturelle Angebote die Lücken füllen, die durch den Rückgang der Wintersportgäste in den Bergen entstehen? Gemeinsam mit Katharina Beisiegel, Direktorin des Kirchner Museums, Giovanni Netzer, Gründer und Leiter des Origen Festival Cultural, und Martin Vincenz, CEO von Graubünden Ferien, wurden Chancen und Grenzen des Kulturtourismus diskutiert.

Die Ablehnung des Erweiterungsbaus des Kirchner Museums in Davos verdeutlicht die Herausforderungen für Kulturprojekte im Alpenraum. Trotz der Möglichkeit, eine bedeutende Kunstsammlung zu integrieren, lehnte die Davoser Bevölkerung das Projekt aufgrund der hohen Kosten ab. Ein zentrales Problem ist, dass das Museum oft als touristische Einrichtung wahrgenommen wird. Direktorin Katharina Beisiegel betont, dass es in Zukunft gelingen muss, die lokale Bevölkerung stärker einzubinden und das Museum als Teil der Gemeinde zu positionieren.

Die Entscheidung spiegelt eine verbreitete Prioritätensetzung in Bergregionen wider: Der Fokus liegt auf Wintersport und Outdoor-Angeboten, während das Potenzial der Kultur oft unterschätzt wird. Dabei könnte Kultur gerade in Zeiten des Klimawandels eine Schlüsselrolle spielen, um den Tourismus langfristig zu diversifizieren. Der CEO von Graubünden Ferien, Martin Vincenz, sieht in der Verbindung von Kultur und Natur eine vielversprechende Strategie. Die Kombination beider Elemente könne neue Zielgruppen ansprechen und die Region unabhängiger vom Schnee machen.

Das Origen Festival Cultural von Giovanni Netzer ist ein Beispiel dafür, wie Kultur tief in die Gemeinde integriert werden kann. Mit kreativen Konzepten und einer engen Einbindung der Bevölkerung ist es gelungen, ein Modell für nachhaltige Kulturerlebnisse zu schaffen. Netzer erklärt: «Wenn Kulturprojekte aus der Region selbst wachsen und Künstler:innen vor Ort Teil der Gemeinschaft werden, entsteht ein Dialog, der Identifikation und Akzeptanz schafft». Diese Verwurzelung stärkt nicht nur die kulturelle, sondern auch die wirtschaftliche Attraktivität einer Region.

Kulturtourist:innen gelten als besonders attraktive Zielgruppe, da sie überdurchschnittlich viel ausgeben und oft länger bleiben. Dennoch ist die Abhängigkeit vom Wintersport in Regionen wie Graubünden nach wie vor hoch. Um saisonale Schwankungen auszugleichen und die Zukunft zu sichern, braucht es neue Ansätze. Initiativen wie graubündenCultura setzen hier an, indem sie Kultur und Tourismus enger miteinander verknüpfen und Graubünden als Kulturdestination stärken. Ziel ist es, Kultur nicht nur als Ergänzung, sondern als zentralen Bestandteil der regionalen Identität und Wirtschaft zu etablieren.

Kulturtourismus bietet Graubünden die Möglichkeit, sich langfristig zu diversifizieren. Die Ablehnung des Kirchner-Erweiterungsbaus sollte als Weckruf dienen, Kultur als festen Bestandteil der regionalen Identität und als Treiber für eine zukunftsorientierte Tourismusstrategie zu verstehen.

Beitrag Südostschweiz Standpunkte

Beitrag im Südostschweiz Standpunkte

Sehen Sie sich hier den vollständigen Beitrag aus der Sendung Südostschweiz Standpunkte an.